Die Ankunft in Norwegen fühlt sich nicht wie ein Grenzübertritt an, sondern wie ein sanftes Eintauchen in eine andere Zeit, eine andere Dimension der Stille. Sobald der Asphalt unter den Rädern des Wohnmobils von der Hektik des Kontinents zu den weiten, moosbewachsenen Flächen Skandinaviens wechselt, beginnt die wahre Transformation. Es ist das Gefühl der absoluten Freiheit, das sofort Besitz von einem ergreift, ein Versprechen von unberührter Wildnis, das in der Luft liegt. Die Reise ist kein bloßer Urlaub; es ist eine Pilgerfahrt zurück zur Natur, die in jedem Detail Norwegens zelebriert wird.
Die visuellen Eindrücke sind überwältigend und folgen keiner menschlichen Logik. Die Fjorde, diese tief eingeschnittenen, smaragdgrünen Wasserarme, sind keine Sehenswürdigkeiten, sie sind Naturgewalten in sich ruhender Majestät. Wenn man entlang des Geirangerfjords fährt, erscheint die Straße wie ein filigranes Band, das sich an Felswände klammert, während über einem die schneebedeckten Gipfel in den Himmel ragen. Die berühmten Wasserfälle, die wie feine Brautschleier die Klippen hinabstürzen, künden von der ewigen Arbeit des Wassers, das diese Landschaft geformt hat. Jeder Blick aus dem Fenster des rollenden Zuhauses ist ein Gemälde, das sich ständig verändert – von sonnenbeschienenen Küstenabschnitten im Süden zu den schroffen, windgepeitschten Eilanden der Lofoten im Norden.
Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal Norwegens, besonders für Wohnmobilreisende, ist das sogenannte Allemannsretten – das Jedermannsrecht. Es ist die tief verwurzelte Erlaubnis, fast überall in der Wildnis zu verweilen und zu übernachten. Dieses Recht ermöglicht es, morgens die Tür des Campers zu öffnen und den Blick direkt auf einen stillen Bergsee, einen einsamen Sandstrand oder die unendliche Weite des Polarkreises fallen zu lassen. Diese Momente der Abgeschiedenheit, in denen man nur das Rauschen des Windes oder das entfernte Echo eines Vogels hört, füllen die Seele mit einer tiefen, fast andächtigen Ruhe. Die Stille hier ist nicht nur Abwesenheit von Lärm, sie ist eine hörbare Präsenz.
Je weiter nördlich die Reise führt, desto magischer wird das Licht. Im Sommer, wenn die Sonne niemals untergeht und der Midnattsol (Mitternachtssonne) den Himmel in surrealen Rot- und Goldtönen taucht, verschwimmen die Grenzen von Tag und Nacht. Das Wohnmobil wird zum Beobachtungsposten dieser kosmischen Inszenierung, in der man um drei Uhr morgens noch wandern kann, als wäre es früher Abend. Ganz im Norden, am mythischen Nordkap, spürt man die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz angesichts der unendlichen Weite. Im Herbst und Winter, wenn die Tage kürzer werden, beginnt das große Leuchten der Aurora Borealis (Nordlichter), ein tanzendes, grünes und violettes Spektakel, das den Himmel in ein flüssiges Kunstwerk verwandelt.
Doch Norwegen ist mehr als nur Natur. Es sind auch die bunten Holzhäuser in Bergen, die Fischerdörfer der Lofoten, wo die roten Rorbu (Fischerhütten) am Wasser thronen, und die moderne, doch naturverbundene Architektur in Städten wie Oslo. Überall begegnet man einer tiefen Ehrfurcht vor der Umwelt und einer Gelassenheit, die ansteckend wirkt. Ein Roadtrip mit dem Wohnmobil durch Norwegen ist letztlich eine Reise, die das Tempo des Lebens entschleunigt und den Blick für das Wesentliche schärft. Man kehrt nicht nur mit vollen Speicherkarten zurück, sondern mit einer tiefen inneren Resonanz und dem stillen Wissen, dass man einen Ort besucht hat, an dem die Erde noch ganz ist.
Hier finden Sie eine Auswahl der landschaftlich reizvollsten und besten Stellplätze in Norwegen. Die Links öffnen sich jeweils in einem neuen Tab:
Dieser Routenplan fokussiert sich auf die berühmten Fjorde und Gebirgsstraßen Westnorwegens und ist ideal für 7 bis 10 Tage (inklusive Puffer).
| Tag | Route / Region | Kilometer (ca.) | Besonderheiten / Sehenswürdigkeiten |
| 1 | Anreise Kristiansand/Larvik → Region Lysefjord | 250 – 450 km | Ankunft in Südnorwegen, Fahrt zum Lysefjord. Übernachtung nahe Preikestolen oder Kjerag (Vorbereitung für Wanderung). |
| 2 | Lysefjord → Bergen | 350 km | Möglichkeit zur Wanderung auf den Preikestolen. Malerische Fahrt durch Rogaland und Hardanger. |
| 3 | Bergen → Sognefjord | 200 km | Stadtbesichtigung Bergen (Bryggen, Fischmarkt). Weiterfahrt entlang des Sognefjords (längster Fjord Norwegens). |
| 4 | Sognefjord → Stryn/Olden | 250 km | Besuch der Stabkirche Urnes (UNESCO-Weltkulturerbe). Gletschererlebnis am Jostedalsbreen Nationalpark. |
| 5 | Stryn → Geirangerfjord → Åndalsnes | 150 km | Fahrt über die Adlerstraße mit Blick auf den Geirangerfjord. Erleben der spektakulären Serpentinenstraße Trollstigen. |
| 6 | Åndalsnes → Lillehammer/Mjøsa-See | 300 km | Fahrt durch das Romsdalen. Wechsel von der Küste in die norwegische Seenplatte und Bergregion. |
| 7 | Lillehammer → Oslo / Heimreise | 150 – 500 km | Besuch Lillehammer (Olympia-Stadt) oder direkt nach Oslo. Start der Heimreise oder Verlängerung auf 10 Tage für die Lofoten-Verlängerung. |
Die Kosten sind stark abhängig von der aktuellen Treibstoffpreislage, der Saison und der Nutzung von Fähren und Mautstraßen.
| Geschätzte Gesamtkosten (7 Tage, exkl. Wohnmobil-Miete/Anreise nach Norwegen) | ca. 1.310 € – 1.750 € |
Frage: Was ist die beste Reisezeit für einen Wohnmobil Roadtrip in Norwegen? Antwort: Die Hauptsaison liegt zwischen Juni und August. In dieser Zeit profitieren Sie von langen, hellen Tagen (Mitternachtssonne im Norden) und den höchsten Temperaturen. Für die Beobachtung der Nordlichter (Aurora Borealis) sind die Monate September, Oktober, Februar und März am besten geeignet.
Frage: Wie funktioniert das Wildcampen in Norwegen (Allemannsretten)? Antwort: Das Jedermannsrecht (Allemannsretten) erlaubt es Ihnen, fast überall in unkultivierter Natur für bis zu zwei Nächte zu zelten oder zu stehen. Wichtig ist, dass Sie mindestens 150 Meter Abstand zum nächsten bewohnten Haus halten und keine privaten oder landwirtschaftlich genutzten Flächen (kultiviertes Land) betreten. Nehmen Sie Ihren Müll immer mit und hinterlassen Sie den Stellplatz so, wie Sie ihn vorgefunden haben.
Frage: Sind die Straßen in Norwegen für Wohnmobile gut befahrbar? Antwort: Die Hauptstraßen (E-Straßen) sind gut ausgebaut. In der Fjordregion gibt es jedoch zahlreiche enge Serpentinen (wie Trollstigen oder die Adlerstraße), Tunnel und Fährverbindungen. Große Wohnmobile über 7,5 Meter Länge sollten sich vorab über Befahrbarkeit und Fährpreise informieren, da diese für große Fahrzeuge deutlich höher sind.